Freitag, 2. April 2010
Für alle voller Wut:


Ich schreib' jetzt ein Buch …
Warum?
Hm … gute Frage:

Weil gerade im Fernsehen Maybritt Illner läuft. Oder ist es Anne Will? Hart aber Fair oder Monitor? Report, Tagesthemen, Tagesschau oder Heute?
Ich könnte auch noch Tageszeitungen anführen, allein die Bildzeitung wäre ein Grund. Fragen Sie mal Wallraff.
Aber es reichen eigentlich auch schon die 5 Minuten Nachrichten im Radio.
Oder stellen Sie sich mal im Supermarkt an die Kasse und hören zu. Am besten bei privaten Gesprächen per Handy.

Soll ich noch mehr anführen?
Nein!

Da ich weder in der Klappse landen, noch zu einer Neuauflage der RAF werden möchte … schreib' ich jetzt ein Buch!

Für alle die ebenso voller Wut sind!

Tatsächlich, habe ich gerade die Talkrunde -

was für ein Wort: Talk!
Das ist doch kein Talk.
Das ist doch kein belangloses Geschwätz!
Da sitzen Menschen, die unser Leben konkret beeinflussen – können.
Sie haben die Macht. Die Fäden in der Hand!
Und die talken?

- mit der Illner geschaut.

Nein, nein, nicht bis zum Ende. Da würde doch mein Blutdruck bis zum Herzkasper steigen.

Ganz ehrlich, ich bin zwar 41, aber da schau ich mir doch zur Beruhigung erstmal 'nen Manga an.
Ist das nicht eigentlich traurig?
Nein, es ist nicht nicht traurig … oder heißt das jetzt:“Ja, es ist traurig?“
Doppelte Verneinung?
Egal!
Es erzeugt Wut!
Wut fast bis zum Erbrechen.
Jetzt sagen Sie nicht, das würde Ihnen anders ergehen.
Glaube ich nicht!
Ihnen!
Oder soll ich Dir sagen? Sind wir uns schon so nah?
Klar, wenn Sie einer von diesen abgestumpften Typen sind, deren höchstes Gut es ist, dass Handygespräch von der Supermarktkasse unbedingt im Auto weiterzuführen sind – während der Fahrt versteht sich – weil natürlich Ihr Leben davon abhängt, dann haben Sie mein vollstes Mitgefühl. Aber nicht mein Du.
Ach, sind Sie nicht?
Ziehn' Sie sich auch Mangas rein?
Seh'n Sie?
Verstehen Sie nun, warum ich anfange, ein Buch zu schreiben?
Eigentlich wolltest du das doch auch tun.
Oder dich mit einem Megaphon auf den Marktplatz stellen um den versammelten Phlegmatismus wachzurütteln?
Ganz ehrlich, ich habe mich schon gefragt, wie ich an ein Bundestagsmandat gelangen könnte, um mit den versammelten Damen und Herren mal Tacheles zu reden.
Wie sehr kann man sich selber denn andauernd in die eigene Tasche lügen?
Wie sehr kann einen eine solche Wut eigentlich verzehren?
Ach, ich hätte in die Politik gehen sollen?
In die Politik gehen.
Was für ein Ausdruck!
Was ist denn die Politik?
Es ist doch erstaunlich.
In den USA, der Wiege der Demokratie der Neuzeit -so sagt man - entstand einmal die Theorie, dass wer sich in der Politik engagiert, vermögend sein soll.
Ein Widerspruch in sich?
Nicht unbedingt.
Der Gedanke dahinter ist bestechend einfach.
Wer vermögend ist, muss sich nicht sorgen.
Wer über genügend Reichtum verfügt, kann unabhängig und sich, ohne seine kleinen Existenzsorgen, voll und ganz dem Wohle des Volkes widmen.
Ein bestechender Gedanke wenn man den Menschen als ein idealistisches Wesen zu Grunde legt.
Aber da beginnt leider der Widerspruch.
Denn Geiz ist Geil und wer viel hat will noch viel mehr. Und aus der scheinbaren monetären Unabhängigkeit wird eine ständige Interessenvertretung.
Gescheitert … der Gedanke!
Und somit zurück zu meinem Weg in die Politik.
Mein Weg in die Politik?
Ja klar, hast du doch gerade gefordert.
Habe ich mal versucht.
Sie sehen, nichts ist unversucht geblieben, meinerseits.
SPD Ortsverein. Ich war sogar Schatzmeister. Und das mit 18.
Dummerweise tauge ich nicht zum Wasserträger. Warum auch? Ich hatte eigene Ideen. Interessieren aber nicht. Schließlich ist da ein Ortsvereinsvorsitzender mit seinen eigenen Ambitionen. Nichts anderes eigentlich, als ein Wasserträger für den – hm – Kreisbonzen? Welcher dann wieder für das Mandat des nächsthöheren sorgen muss..
Politik bedeutet einfach zu viel Politik!
Ich betreibe meine Politik, aber nur im Einklang zur Politik des nächst höheren. Denn wenn der meine Politik im Gegensatz zur Politik seiner eigenen Ambitionen sieht … bin ich verratzt. Ich kann noch so viele Ideen haben, aber dummerweise sind es meine klugen Ideen, und nicht die des nächsthöheren.
Ok, ich könnte sie ihm im stillen Kämmerlein schmackhaft machen und Er macht sie zu seinen.
Aber will ich das?
Darf der meine Lorbeeren ernten?
Und schon ist der Idealismus so was von passe.
So einfach ist Politik!
Nunja, ich habe es wirklich versucht. Ich war dann auch in den Jusos.
Aber da läuft das nicht anders. Ist die Nahles nicht auch nur ein Machtmensch? Schließen sich Machtmensch und Politik nicht aus?
Jedenfalls hatte sich meine politische Karriere relativ schnell im Sande verlaufen.
Was wird das hier?
Eine Autobiographie?
Nein, meine Ambition ist meine Wut, die allerdings ist autobiographisch.
Ich erinnere mich noch gut an die Mittachziger. Pershing II contra SS 20 und der Kalte Krieg war auf dem Höhepunkt. Mit Hunderttausenden sind wir auf die Straße gegangen. Haben Raketensilos blockiert, Straßentheater für die Abrüstung gemacht. Wir waren bewegt. Massen waren bewegt.
Heute?
Ein riesen Skandal im Atomlager Asse.
Nichts passiert. Nicht einmal ob der Last der Kosten.
Alle phlegmatisch.
Lasst die anderen mal machen.
Ein Strahlungsunfall bei Gronau. Ist ja keiner zu Schaden gekommen. Glaube ich … wir.
Übertragen einfach Kontingente neuerer Atomkraftwerke auf alte und schon werden die Laufzeiten verlängert. Und die Lebensdauer der neueren werden wir dann später auch schon irgendwie bis zum Sankt Nimmerleinstag dehnen. Und die Konzerne fahren die Gewinne ein und die Ewigkeitslasten trägt der Steuerzahler.
Dafür haben wir auch Strom – wenn nicht die maroden und schlecht gewarteten Netze zusammenbrechen …
Ja, Du siehst, man kommt schnell von Hölzchen auf Stöckchen.
Wollten Sie nicht doch … na, das Megaphon … der Marktplatz.

Gerade in den Tagesthemen.(2009)
Der arme Multimillionär. Wurde von einer Schweizer Bank zu einem ominösen Steuerhinterziehungsmodell … verführt?
40 Millionen Euro könnte nun die Steuernachzahlung betragen.
Hat sich die Mioska versprochen?
Was bringt einen Menschen mit einem solchen Vermögen dazu, Steuern hinterziehen zu wollen?
Da klagt der nun gegen die Bank!
Hätten ihn verführt, oder so.
Also wenn mir jemand ein Steuersparmodell mit Scheinwohnsitz und allem Pipapo vorschlägt, kommt mir da nicht der Gedanke, da könnte was faul sein?
Aufgeflogen!
Und nun ist die Bank schuld?
Natürlich trägt die Bank eine Schuld!
Beihilfe zur Steuerhinterziehung.
Aber hat der gute Herr sich nicht darauf eingelassen, weil er seine kargen Millionen am Staat vorbei allein für sich haben wollte?
Gab es da mal nicht den schönen Satz:
„Eigentum verpflichtet!“?

Unsereins kämpft für die Absetzbarkeit des Arbeitszimmers und die Jungs und Mädels mit der Kohle haben keinen Bock sich am Allgemeinwohl zu beteiligen?
Das Arbeitszimmer wird wenigstens zum Arbeiten genutzt.

Ich schweife mal kurz ab, weil ich eine Vision habe.
Meine Frau ist Lehrerin. Und sie ist idealistisch. Soll heißen, sie nimmt ihren Beruf ernst. Was viel Arbeit neben der eigentlichen Lehrtätigkeit bedeutet.
Soll sie das im Wohnzimmer machen?
Ach was sage ich … meine Vision:

Alle Lehrer mieten sich jeder einen Lieferwagen – das käme übrigens der Volkswirtschaft zu Gute – und packen ihr Arbeitszimmerinventar da rein. Düsen zu ihrer Schule und fordern einen Arbeitsplatz ein … ja, das wäre was.
Schulfrei wegen Schreibtischstapelchaos vor dem Eingang …
Aber das Kilometergeld wurde ja auch kassiert. Bis dann die höchste Instanz der Politik gezeigt hat, wo der Hammer hängt.
Vielleicht passiert hier ja auch noch etwas.


Sie meinen ich komme von Hölzchen auf Stöckchen?
Ja, da haste recht!
Woran mag's liegen?
Daran, dass so viel im Argen liegt, natürlich.
Um einen kleinen persönlichen Einblick in meine Wut zu zeigen.
Also zurück zu meiner Bombe … der imaginären.

Achja, da war der Herr mit dem Schweizer Steuersparmodell, der nun 40 Mios nachzahlen soll. Angezeigt hat er sich auch schon …
Moment, er hat sich angezeigt? Ja sollte er da tatsächlich gemerkt haben, dass er eine Straftat begangen hat? Ist ja 'n Ding!
War er sich dann vielleicht doch darüber im klaren, dass er sein in Deutschland gemachtes Vermögen – bzw. Chile, aber hier zu versteuerndes - auch hier hätte tatsächlich versteuern müssen?
Ach Leute, dass ist doch ein schlechter Witz. Scheffelt Millionen und die Schweizer bieten ihm 'ne Möglichkeit diese eventuell am Fiskus vorbeizuschleusen.
Wenn es denn geklappt hätte, würde er da jetzt auch die Welle machen?
Selbstanzeige und so?
Ohne den Willen Geld am Fiskus vorbeizuschleusen wäre doch nichts passiert, oder?
Wie viel Geld muss ich eigentlich haben, um eine Nachzahlung in Höhe von vierzig Millionen Euro zu befürchten?
Reicht das nicht für vierzig Leben?

Das ist ja eigentlich das perverse an der ganzen Situation:
Arbeitlose …
Hartz IV …
Perspektivlosigkeit …
Arbeitsplatzabbau …
Wirtschaftskrise …
Subventionen …
Bankenrettungsplan …

Wer stellt die Kohle?

Genau!

Der Staat!
Wer finanziert dies?
Genau!
Der Steuerzahler!

Aber wer zahlt keine Steuern, bzw. bemüht sich darum?
Genau, eben die Bevölkerungsschicht, die vom Gewinnmaximierungswahn profitiert hat.
Die, wenn sie auffliegt, 40 Millionen Euro nachzuzahlen hat.
Mal mehr, mal weniger …

Ist das nicht ein Hohn?

Der kleine Mann malocht für die Gewinne der Grossen, die nicht bereit sind ihren Anteil davon wieder dem Allgemeinwohl zur Verfügung zu stellen.
Ohje, ich bin einfach nur neidisch.
Genau, wenn es den Millionären an ihr sauer Verdientes gehen soll, dann sind wir doch nur Neider.
Wir gönnen der champagnerschlürfenden Elite einfach nicht ihren Erfolg.
Die haben sich doch ihren vierten Maserati hart verdient, der sich neben die drei anderen nebst Roll's und was weiß ich für andere Nobelkarossen einreiht.

Neid!

So ein Schwachsinn:

Uns Normalsterblichen wäre der Reichtum der Reichen völlig schnuppe. Ganz im Gegenteil.
Wir würden uns daran ergötzen. In der Gala, Brigitte oder auch von mir aus auch in der Bildzeitung.
Wir würden zufrieden unsere Arbeit erledigen. Unsere Kinder zu Anstand und Moral erziehen und unseren Jahresurlaub auf Mallorca genießen.
Wir wären zufrieden mit dem was wir hätten und würden voller Stolz auf die Wirtschaftsbosse schauen, die uns unser beschauliches Leben ermöglichen.

Wenn da nur nicht der Konjunktiv wäre …

Wo ist sie hin die Zeit, in der der Mann an der Schippe stand und die Frau am Herd. Der Mann eine Lohntüte nach Hause brachte, die der Familie ein anständiges Leben ermöglichte.

Versteh mich nicht falsch. Ich bin kein Vertreter der klassischen Rollenverteilung. Von mir aus kann auch die Frau an der Schippe stehen und der Mann am Herd. Keine Frage, bin ich doch selber Hausmann.

Aber ich bin kein Verfechter des Gedankens, dass Frau und Mann an der Schippe stehen müssen und die Kinder in Krippe, Kindergarten und Ganztagsschule verwahrt werden.
Kinder gehören in die Familie.
Kinder haben Probleme. Denn sie müssen doch erstmal ihr Leben leben lernen. Und wer sollte Ihnen beibringen wie man sein Leben lebt?
Doch die Eltern, oder?
Wenn aber nun beide an der Schippe stehen?

Aber klar, die Jugendlichen werden immer problematischer.
Warum bloß?

Wisst ihr was, das Problem ist, es kotzt mit so viel zur Seele raus, dass es schwierig ist, dies ihnen auch nur ansatzweise geordnet zu servieren.

Was will ich, was wollen wir?
Doch eigentlich nichts utopisches.
Die meisten wollen doch nichts anderes, als in einer ganz normalen Familie zu leben.
Mann, Frau und zwei Kinder, oder drei (um die Bevölkerung zu vermehren).
Einer der Eheleute geht einer Arbeit nach, die die Familie ernährt, damit das andere Elternteil sich in der Hauptsache um die Erziehung und den Haushalt kümmern kann.
Das war doch über Jahrzehnte das Ideal von Familie.
Einmal im Jahr ein großer Familienurlaub, später die Kinder unterwegs mit irgendwelchen Freizeiten und die Eltern haben wieder Zeit für sich.
Später schaukeln sie die Enkel auf ihren Knien, damit dann die neue Elterngeneration zwischendurch Zeit für sich hat.

Das Ideal bis zu den blühenden Landschaften.
Na wo blüht es denn?

Das Ehrenwort blüht. Ich hätte mir ja gewünscht, dieser Typ von Wiedervereinigungskanzler wäre in Beugehaft genommen worden.
Ehrenwort!
Was zählt das Ehrenwort eines Unehrenhaften?

Die Herren Politiker!

Wahlkampfversprechen nicht eingelöst, Diäten zurückzahlen?

Wollen Politiker wirklich beim Wort genommen werden?

Warum wird eigentlich so ein Mist beschlossen der dann solch einen Pfusch an Baustellen zu Folge hat?
Da wird an Ingenieursprüfungskosten gespart und dann … zahlen wir doppelt und dreifach!
Andererseits, was ist das für eine Moral, wichtige Eisenteile zu verhökern und dafür Menschenleben in Kauf zu nehmen. (U-Bahn Köln)
Warum kommen Bauarbeiter auf solche Ideen?
Wer lebt eine solche Moral vor?
Menschen die für den Einsturz von Eislaufhallen verantwortlich sind?

Der Mist, genau.
Früher war es doch so, dass Baustellen genau geprüft wurden. Da wurden dann noch zusätzliche sogenannte Angsteisen eingebaut.

Wisst ihr eigentlich, was ich für einen Pfusch am Bau erlebt habe?
Unglaublich!
Und dann, wenn dann so eine arme Bauherrin/Bauherr vor den Ruinen seines Investments steht, dann auch noch Recht bekommen?
Da fragt man sich, was in den Hirnen mancher Richter vorgeht.
Hirn?
Kann eigentlich nicht vorhanden sein.
Und da wären wir wieder bei der Bombe, oder doch zumindest dem Megaphon.

Und da ist es, das Hirnchaos:

Baupfusch, Zwischenlagerzwischenfälle, Telefonabzocke, Spielzeuggift, Kinderarbeit, giftige Lebensmittel …

Sind dies nicht alles Dinge, wo der gesunde Menschenverstand sagt, dass so was nicht sein darf?

Für jeden Scheiß gibt es ein Gesetz.
Wenn ich nen Dachfenster einbauen möchte, brauche ich mindestens eine Bauanzeige, aber wenn eine Stadt komplizenhaft mit einem Energieunternehmen ein Kraftwerk durchziehen will und Mist gebaut hat, dann kann man das heilen? (Datteln, Eon)
Ottonormalverbraucher darf seinen Carport wieder abreißen, aber für die Großen wird heilend der Bebauungsplan geändert?
Oder ein Gesetz gestrichen.
Weil das Gesetz ja eh schlecht formuliert war?
Ja für wen denn?

Verdammt, wo war doch gleich der Link für den Bombenzünderbau?

Stürzt, wenn Du genau nachdenkst, nicht alles auf Dich ein?
Ich mach jetzt mal Chaos:

Willkür der Energiepreise, Gift in allem Möglichen, Abzocke an Telefon und Haustür, abzockende Abgeordnete (Volksvertreter), Endlagersicherheitdesinteresse, Zwischenlagerdersteuerzahler zahlt das schon, das Grundwasser ist weg aber piss dem verantwortlichen Betrieb nicht ans Bein, nuckel nicht an deinem Spielzeug, Kleinkind und welche Kinderhand hat den Granit geschlagen?
Ich könnte auch fragen, ob es morgen noch Hering gibt und warum das Finning bei Haien nicht die Amputation der menschlichen Extremitäten zur Folge hat,
Warum sagen wir den Japanern nicht, sie sollen die Finger von den Walen lassen und warum dürfen Konzerne Nigeria ausbeuten?
Was ist mit der Diamantenförderung aber unsere Gesellschaft wird am Hindukush verteidigt …

Was macht unsere Welt kaputt?
Und Welt ist, wenn ich Welt sage, die ganze Welt.

Eines sollten wir vielleicht einmal von vornherein feststellen.
Ob du und ich leben, ob unser Planet Leben ermöglicht, oder nicht, das interessiert keine Sau.

Schonmal bei Nacht in den Himmel geschaut? Sternklar …
Unendliche Weiten …
Und hier, ein kleiner Planet auf dem zur Zeit Leben möglich ist.
Irgendwann ist unsere Sonne kaputt und damit das Leben auf diesem Planeten.
Ganz klar, mit der Entstehung der Erde begann das Ende. Das heißt, wir haben eine Zeitspanne.
Für menschliches Ermessen zugegebener weise eine recht lange Zeitspanne.
Aber egal was in dieser Zeit passiert, das Ende ist vorprogrammiert.


Das natürliche Ende unserer Welt ist weit weg.
So weit, dass es hier natürlich keine Relevanz findet.
Wir sollten uns trotzdem vor Augen führen, dass wir nichts sind.
Ganz brutal formuliert, könnte man auch sagen, dass es doch eigentlich völlig egal ist, ob irgend eine Tierart ausstirbt. Es absolut egal ist, ob Menschen an hausgemachten Katastrophen sterben.
Wen interessiert es, ob die Gelbbauchunke einen Lebensraum hat, oder nicht?
Was ist wichtig daran ob Kinderhände Granit schlagen oder Fußbälle nähen?
Was bedeutet es für die Welt, dass hunderttausende an Hunger krepieren?
Hat es für den Lauf der Welt irgend etwas zu bedeuten ob wir in friedlicher Koexistenz leben oder uns gegenseitig abschlachten?
Das alles wäre für uns völlig ohne Relevanz, wenn wir keinen Verstand hätten. Aber irgend eine blöde Laune der Evolution hat dafür gesorgt, dass wir der Reflektion mächtig sind.
Plötzlich ist da eine Art, die nicht einfach nur völlig gedankenlos, dem Instinkt folgend, der Arterhaltung entsprechend lebt.
Eine Art, die nicht einfach nur im gleichen Rhythmus vor sich hin lebt, sondern zu Innovationen fähig ist.
Es entwickelte sich, was wir Verstand nennen.

Aber was ist Verstand?
Einfach nur die Möglichkeit zur Innovation kann es ja nicht sein.
Die Struktur unseres evolutionierten Hirnes hat uns auf der einen Seite die Möglichkeit eröffnet, Fortschritt zu erzeugen.
Aber wenn es nur der Fortschritt wäre, interessierte uns die Gelbbauchunke genau so wenig wie die Granit schlagenden Kinderhände.

Neben, oder gerade wegen, der Entwicklung des Verstandes in der Evolutionsgeschichte hat sich auch die Möglichkeit zur Empfindung weiterentwickelt.
Aber da beginnt die Crux.
Hätten sich Ratio und Emotio parallel entwickelt, so würden wir wohl in Utopia leben.
Aber davon sind wir ja nun wirklich weit entfernt.
Unser Verstand sagt uns eindeutig, dass es falsch ist, dass Kinder verhungern. Aber warum?
Was ist falsch daran, dass Kinder – Menschen – verhungern?
Wenn ich doch dadurch besser lebe?

Kleiner Exkurs:
Es möchte ja nun wirklich niemand ernsthaft widersprechen, dass unser Wohlstand auf dem Elend anderer beruht. Wie kann es denn einem Land wie Deutschland, welches über so wenig eigene Ressourcen verfügt, so gut gehen? Wenn wir den Ländern, aus denen viele unsere benötigten Rohstoffe stammen so viel dafür bezahlten, wie sie benötigten um einen ähnlichen Lebensstandard wie den unseren zu haben, sähen wir doch ganz alt aus.
Uns geht es doch nur gut, weil es anderen schlechter geht.
Und dies gilt für alle Industrienationen.
Ist dies nicht ein ganz rudimentärer Instinkt?
Mein Rudel soll leben!

Warum berühren uns dann die Lebensbedingungen anderer Menschen?
Für den Fortbestand meines Rudels benötige ich ganz sicher keine Artenvielfalt.
Ich kann Vieh züchten, Ackerbau betreiben und dabei kann ruhig alles aussterben, was dem nicht dient.
Artenvielfalt macht nicht satt!
Warum also interessiert es mich, ob die Gelbbauchunke einen Lebensraum hat und ob Kinder nicht besser spielen sollten, als Granit zu schlagen?

Exkurs Ende!

Ich sagte, es sei der Verstand, der uns die Gelbbauchunke nicht egal sein läßt. Aber warum der Verstand? Bedeutet die Möglichkeit Verstand zu haben nicht einfach nur Fortschritt zu entwickeln? Da deutet sich doch an, dass Verstand vielschichtig ist. Zum Einen ermöglicht er uns Lösungen. Lösungen zu Problemen um unseren Fortbestand zu sichern. Aber unser Verstand hat bei der Möglichkeit unsere Art zu erhalten nicht innegehalten. Da muss also mehr sein. Unser Verstand hat uns ermöglicht, unser Leben, bzw. unsere Überlebenschancen zu verbessern. Er lässt uns nicht in Ruhe. Ständig bewegt er uns, etwas vermeintlich zu verbessern. Er macht, dass wir uns mit unserer augenblicklichen Situation nicht zufrieden geben. Verstand ist also nicht einfach nur rational, sondern auch gefühlsbestimmt.
Und so sollten wir den Begriff Verstand durch den Begriff Denken ersetzen. Nein, es ist der Verstand, der Denken ermöglicht?
Aber unser Denken wird beeinflusst.
Die Emotion!
Denken ist die Verbindung aus Verstand und Emotion.
Der reine Verstand sagt, hör auf so viel Rotwein zu trinken, Deine Leber wird undankbar.
Die Emotion hält dagegen, dass es doch Wurst sei, schließlich kannst Du nur in diesem Leben genießen.
Ich fange an zu denken, und wäge ab.
Denken ist die Summe aus Verstand und Emotion und das Ergebnis ist nicht unbedingt rational.
Und ob ich die Flasche dann beiseite stelle oder mir doch noch Einen einschenke ist das Ergebnis davon, ob in meinem Denkprozess der Verstand oder die Emotion die Oberhand gewonnen hat.
Ergebnisse die uns unser Verstand gewinnen lässt sind rational. Eine Abwägung des Für und Wider.
Handeln wir rein Gefühlsbetont, wirkt sich dies wohl lebensverkürzend aus. Fällt unsere Entscheidung rein rational aus, macht sich ein Gefühl von Unzufriedenheit breit.
Es bleibt also festzustellen, dass unser Leben ein ständiger Denkprozess ist, der versucht Emotionen und Verstand zu vereinbaren.
Bzw. der Verstand denkt und die Emotion lenkt …

Gute Güte, wissen Sie eigentlich noch, wo ich angefangen habe und wo wir nun sind?
Findest Du Dich in all dem Sermon noch wieder oder möchtest Du mir lieber die Bombe um den Bauch binden?

Das Problem ist, für den Punkt, an den unsere Gesellschaft gelangt ist, läßt sich eigentlich kaum ein Anfang finden.

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